In der Vorbereitungsphase für das Festival haben wir schon mal die Regenkleidung und Gummistiefel bereitgestellt, doch wir wurden
glücklicherweise direkt zum Festivalbeginn von einem spitzen Wetter begrüßt. Ein erster Gang über das Gelände mit seinen vielen
Verkaufsständen, an denen man so ziemlich alles an T- Shirts, Hosen, Stiefeln, CDs und DVDs aus dem Metalbereich finden kann,
Fressbuden (sogar mit vernünftigen Preisen und gutem Angebot) und der über alles thronenden mächtigen Bühne im Mittelpunkt gesehen hat, merkt man das sich das Rock Hard als Veranstalter sehr viel Mühe gegeben hat, um Ihren Besuchern eine Menge zu bieten.
Dieses wirkt sich auch sehr positiv auf die Besucher aus. Es herrscht eine familiäre, durch die Bank weg gute Stimmung, die man nicht auf jedem Festival findet. Nachdem wir leider die ersten beiden Bands Nocturnal und Zodiac aufgrund von Parkplatzsuche uns eine langen Schlange am Pressestand verpasst haben, konnten wir an diesem perfekten Tag als erstes Decapitated genießen.
Die Band stürmte nach dem Intro die Bühne und fegte einem einen Powervollen, äußerst brachialen Sound um die Ohren. Der Pantera lastige Gitarrensound von Gitarrist Waclaw war allgegenwärtig, der Bass von Pawel leider etwas zu leise. Das Schlagzeug war perfekt getriggert und verbreitete einen wahnsinns Druck. Es fehlte aber leider auf dieser großen Bühne etwas an Bewegung durch die Band. Sänger Nick van Delft
gab zwar alles, doch Gitarre und Bass verließen ihren festen Platz kaum. Musikalisch war es jedoch eine wirklich perfekte Sache, aufgrund dessen Decapitated einen wirklich guten Eindruck hinterließen.
Danach wurde die Bühne für Midnight vorbereitet. Ein Backdrop (liebevoll mit einer Lackflasche auf schwarzes Bettlaken gesprühtes Logo
mit einem Pentagramm) das seines gleichen sucht, verbreitete im ersten Moment schon ein leichtes Schmunzeln.
Dann enterte Midnight die Bühne für eine absolut geile Show. Gitarrist Commandor Vanik stellte sich auf einen hohes Gitarren Stack um
bei den ersten Tönen einen satten Sprung auf die Bühne zu wagen. Optisch durch schwarze Kapuzen mit Stoff vor dem Gesicht unkenntlich
gemacht, spielten die Jungs ein Set, dass trotz des allgegenwärtigen Bösen eine spitzen Stimmung verbreitete. Mitgröhlsongs mit
Hymnencharakter animierten die Gäste vor der Bühne zu ersten Circle Pits und Crowdsurfing. Das Highlight von Midnight bot sich kurz vor Schluss,
als sich Vanik und Athenar (Gesang/Bass) mit einer Gitarre und einem brennenden (!) Bass einen Kampf ablieferten, bei dem sie die Instrumente zertrümmerten. Die Stückchen die davon übrig blieben wurden den Fans als Andenken in die Hand gedrückt. Midnight kann man als Live Band
wirklich jedem empfehlen : Oldschool as Hell mit einem richtig schön schmutzigen Sound.
Nach den beiden straighten Bands kündigten sich die apokalyptischen Reiter an. Schon nach den ersten Tönen hatten sie das Publikum auf ihrer Seite, dass von seiner Seite aus sofort eine riesen Party startete. Es gab kaum einen Moment in dem nicht ein Crowdsurfer über die Menge bewegt wurde. Soundtechnisch perfekt boten die Reiter einem schönen Querschnitt aus Ihrem reichhaltigen musikalischen Repertoire. Vor allem der Übersong „Friede sein mit Dir“ wusste live zu begeistern. Auch an Bewegung mangelte es auf der Bühne hierbei nicht, da wirklich jeder in Bewegung war. Der Fuchs machte einen guten Job und wusste wie er das Publikum zu Höchstleistungen anspornen kann.
Die von den vorherigen Bands verbreitete gute Laune wurde dann spontan durch Triptykon abgetötet. Ihr drückender, düsterer Sound vertrieb
sogar schon während des ersten Songs „Black Snow“ die Sonne vom Abendhimmel. Das Publikum stand brav vor der Bühne und lauschte in Ruhe dem Gift und Galle versprühenden Gesang vom Warrior sowie dem sehr gut abgemischten Sound der Band.
Abschließend kann ich zu diesem wirklich gelungenen Tag sagen, dass für mich persönlich Midnight eine absolute Überraschung waren und die apokalyptischen Reiter als Headliner der Herzen alles gegeben haben, um diesen Tag zu etwas Besonderen zu machen.
TAG 2 Am heutigen Tag meint es das Wetter wirklich schon fast zu gut. Die schon am frühen Mittag angereisten Zuschauer wurden von der Sonne richtig durchgebrutzelt. Schatten gab es einzig und allein direkt vor der Bühne, was die Leute dazu bewegte, sich schon von Anfang an dort aufzuhalten.
Roxxcalibur eröffneten den heutigen Festivaltag mit einer Spielfreude, die Ihres Gleichen sucht. Gut gelaunte Gesichter vor und auf der Bühne zu feinsten Klängen der NWOBHM. Die Songs waren gut ausgewählt und mit „Lady on Mars“ boten Roxxcalibur einen richtigen Gassenhauer. Gleich im Anschluss stürmten Deadlord mit Ihren rockigen Metal auf die Bühne. Die Backing Vocals waren leider kaum bis gar nicht zu hören, aber der ansonsten gut ausgewogene Klang ließ nichts zu wünschen übrig. Das Highlight hierbei war das Gitarrenbattle am Schluss des Gigs. Diesmal wurden die Instrumente nicht wie bei Midnight am Vortag zertrümmert, sondern wurden dafür genutzt ein filmreifes Gitarrensolo Duell zu liefern. Daumen hoch !
Screamer hatten es danach etwas schwer, das recht hohe Level zu halten. Sie boten zwar PowerMetal mit einer Menge Druck, doch Aufgrund eben dieser Power vermisste man ein bisschen die musikalischen Qualitäten, da alles etwas undifferenziert klang.
Solstafir hingegen schraubten danach die Geschwindigkeit gewaltig herunter. Ihr Doomlastiger Stil riss das Publikum sofort auf Ihre Seite. Saubere musikalische Arbeit mit einem stark Hall belegten Gesang zog die Menge in eine andere Dimension.
Als nächster NWOBHM Act boten die Jungs von Pretty Maids eine perfekte Show, die so ziemlich alle Anwesenden vor die Bühne bewegte.
Satter Sound, gute Songauswahl und eine gut gelaunte Band.. was will man mehr?
Obituary legten an diesem Tag mit Ihrem Oldschool Death Metal ein extrem hohes Level an gewaltigem Druck und perfekter musikalischer
Darbietung vor, die man kaum noch überbieten konnte. Fette Bierlaune breitete sich auf, CirclePits und Crowdsurfing wurde zelebriert.
Die Band und das Publikum gaben wirklich alles um diesen Tag zu einem unvergesslichen werden zu lassen.
Sacred Reich die 2008 schon einmal auf dem Rock Hard Festival spielten, wurden nach vielfachem Wunsch des Publikums wieder eingeladen.
Sichtlich begeistert von dieser immensen Nachfrage, hatten die Musiker viel Spaß dabei Ihr Set zu präsentieren.
Phil Rind war der Einzige der an diesem Tag ausgedehnte Ansagen zu den Songs machte, aber er machte diese mit so viel Humor, dass sich
nicht nur einmal jeder Anwesende vor Lachen schüttelte.
Mit dem Verschwinden der Sonne breitete sich die Düsternis auch auf der Bühne aus. Der heutige Headliner Carcass schaffte das, was man kaum noch für möglich hielt. Sie toppten die gewaltige Power von Obituary noch um ein vielfaches und tobten sich im Highspeed durch die Setliste. Brachialer Gesang gepaart mit einer tobenden musikalischen Backline spornten das durch das heiße Wetter arg gebeutelten Publikum noch einmal zu Höchstleistungen an. Nach dem über 90 Minuten langen Set, wurde der heutige Festival Tag beendet. Viele Leute verließen mit einem breiten Grinsen, einem Piepen in den Ohren und einer tollen Erinnerung das Gelände.
Doch die Party ist noch lange nicht zu Ende!
Tag 3 Blues Pills spielen als zweite Band des Tages und locken nach ersten Regentropfen die Sonne wieder heraus. Elin Larsson ist eine perfekte Rockröhre, die auch optisch sehr viel zu bieten hat. Coole lockere Gitarrensolos wechseln sich mit tollen Drum Fill-ins ab und wissen das auf diesem Festival ungewohnt ruhige Publikum dermaßen zu begeistern, dass jeder in den Bann der Blues Pills gezogen wird.
Die israelische Orphaned Land war für dieses Festival die nächste ungewöhnliche Band. Mit einem freundlichen „Schalom“ begrüßten sie ihr Publikum.
Ihr Gemisch aus Death / Doom und orientalischen Klängen wusste durchaus zu begeistern. Vor der Bühne war es zwar nicht ganz so voll, aber die Stimmung war bombastisch. Markus von Blind Guardian unterstützte die Band bei zwei Songs als Gastmusiker. Sänger Cobi wies bei der Gelegenheit gleich darauf hin, dass die beiden Bands im nächsten Jahr zusammen auf Tour gehen. Eine so voll besetzte Bühne hat das Festival bis dahin noch nicht gesehen.
Mit Insomnium steht die nächste hochkarätige Band auf der Bühne. Langsamer, drückender und dennoch sehr atmosphärischer Sound peitscht durch das Amphitheater. Schöne Melodien und drückender Gesang liegen hier im Vordergrund. Nur selten bewegt sich die Band in den höheren Geschwindigkeitsbereichen. Die Sonne ist zu dem Zeitpunkt so unendlich heiß, dass sich fast alle in den letzten Schatten vor die Bühne quetschen. Dieses wusste Insomnium für sich zu nutzen und so gaben sie alles um Ihre Fans zu begeistern.
Als nächster heißer Act kommen Monster Magnet auf die Bühne. Old School Rock mit diversen Einflüssen der vor allen die anwesenden Biker begeistert. Der rockige, sehr gut abgemischte Sound trifft bei den anwesenden Fans direkt ins Schwarze. Dave Wyndirf erfüllt seine Aufgabe als Frontmann sehr routiniert.
Bei der heutigen Auswahl an Bands ist es sehr schwierig ein Highlight zu definieren. Bis jetzt standen Orphaned Land bei mir ganz hoch in Kurs. Doch Annihilator legen so eine Granate auf die Bühne, die nur noch schwer zu toppen ist. Wahnsinn was die Jungs für eine technisch perfekte highspeed Thrash Attacke nach der anderen raushauen. Hier wird Perfektion bis ins kleinste Detail geboten. Die Reaktionen des Publikums sind entsprechend überwältigend. Wer waren noch gleich die big 4 ?
Nach diesem Auftritt hatten es Tesla natürlich sehr schwer. Zwar war der Sound der gut und eine klasse Spiellaune zweifellos vorhanden, doch der zündende Funke wollte nicht mehr überspringen. Dennoch kämpfte die Band tapfer um die Gunst des Publikums und wurde auch mit einem entsprechenden Applaus belohnt.
Als letzten eroberten Testament, die Headliner des heutigen Tages die Bühne. Chuck Billy ist ein sehr charismatischer Frontmann, der mit einer
guten Stimme und lässigen Ansagen zu überzeugen weiß. Eric Peterson und Alex Skolnik breiteten einen heftigen Gitarrenteppich aus, der mit den kräftigen Bassläufen von Bassgott Steve DiGiorgio untermalt wurde. Gene Hoglan ist wirklich ein Tier am Schlagzeug, der eine Menge Druck erzeugt. Das Zusammenspiel der Musiker ist perfekt, die Soundauswahl ist sehr „Dark Roots of the Earth“ lastig, doch es wurden auch Songs der alten Studioalben dargeboten. Sehr hervorzuheben ist der Song „Native Blood“ der im Songwriting der Bandgeschichte neue Maßstäbe zu setzen weiß.
So geht auch der heutige Tag, sowie auch ein wundervoll familiäres Festival zu Ende. Ohne irgendwelche Zwischenfälle wurde unter Hochhalten vieler Pommesgabel ein Rock Hard Festival zelebriert, dass sich ewig in meiner Erinnerung festhaften wird.
Ein großes Dankeschön an die Veranstalter.. Daumen hoch !
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