Rock Hard Festival 2015

Es ist Freitag, endlich haben wir die Alltag hinter uns gebracht und begeben uns in Richtung Amphitheater. Dort angekommen müssen wir leider erst einmal knapp 1,5 Stunden in der langen Schlange vor dem Pressestand verbinden. Doch die Vorfreude auf das Festival und das eiskalte Döschen in der Hand, lassen uns das locker überstehen. Nun aber, ab auf das Gelände. Beim Aufbau der Stände drum herum hat man auf das Konzept der letzten Jahre zurückgegriffen. So findet man auch sofort alles wieder. Ob T-Shirts, Gitarren, Bässe, Bier oder auch einfach nur ein paar leckere  Reibekuchen, hier findet man alles was das Herz der Rocker begehrt.

AOC6Das Amphitheater füllt sich langsam und die Stimmung ist sehr ausgelassen, als die Architects of Chaos die Bühne betreten. Paul Di´Anno schafft es trotz seines Handicaps mit dem Rollstuhl eine perfekte Darbietung zu leisten. „Nichts wird mich jemals so behindern, dass ich ein Konzert, das von uns angekündigt wurde, absagen! Ihr könnt immer auf mich zählen“ Diese Ansage wird lautstark vom Publikum untermalt. Paul ist „Fucking Happy“ hier sein zu dürfen und feiert gemeinsam mit den Fans seinen Auftritt. Die Bandkollegen bieten super sauberen Oldschool Metal der zudem perfekt abgemischt aus den Boxen schallt.
Flotsam & Jetsam sind als nächstes an der Reihe. Die Massen stürmen in den Bereich vor die Bühne und feiern die Band ab.
Harte Drums und perfekt gespielte Gitarren breiten einen Teppich über das Festivalgelände. Die Jungs wissen, was sie tun und es ist ein Genuss Ihnen zuzuhören. Vor allem die Stimme von Sänger Eric, der Urgestein dieser Band, gibt dem Ganzen einen besonderen Schliff. Wer dabei ruhig sitzen kann, hat entweder keine Ahnung oder hat gerade sein Tablet in der Hand und schreibt diesen Bericht.
Nun geht es eine Nummer härter weiter. God Dethroned geben Vollgas. Haare fliegen (außer beim Sänger Henri) vom ersten Ton an und die Fans bangen wie verrückt. Auch das sitzende Publikum schafft es nicht, still sitzen zu bleiben. Eine riesen Party ist im Gange und noch lange kein Ende in Sicht.
Jetzt wird es freakig. Pentragram ein wirkliches Urgestein der Metalszene (wurde 1971 ! gegründet) besteigen die Bühne. Man fragt sich, wie es Sänger Bobby Freundlich überhaupt geschafft hat, allein auf die Bühne zu kommen. Der Mann besteht ja quasi nur noch aus Haut und Knochen, man hat den Eindruck, dass der Mikroständer mehr Volumen zu bieten hat, als er. Doch Stimmlich macht Ihm keiner etwas vor. Doomiger Oldschool Metal peitscht durch die Menge. Die Bewegungen von Bobby wirken sehr skurril. Die Musik ist für unseren Geschmack teilweise etwas zu langsam, doch einem Großteil des Publikums gefällt es – also machen sie alles richtig.
Cronos4In Gelsenkirchen geht langsam die Sonne unter.. die Stimmung wird düster und es geht heiß her, als Venom erscheinen. Die Soundanlagen werden bis zum Anschlag aufgedreht und mit den ersten Tönen schießen die Pyros in die Höhe. Die drei Mann starke Band bringt den Pott zum Kochen. Der Mischer leistet zu diesem Zeitpunkt beste Arbeit – jedes Wort von Cronos ist laut und sehr deutlich zu vernehmen. Venom ziehen alle Asse ihres musikalischen Repertoires aus dem Ärmel und geben der Menge das, nach dem sie verlangt – rotzig frechen Oldschool Death Metal. Insbesondere der Song Countess Bathory hat uns heute aus den Latschen gehauen. Dabei hat so ziemlich jede anwesende Person mitgesungen, gegröhlt, oder was auch immer. Ab  jetzt ist nur noch Party angesagt – laut, knallhart und extrem gut geht der erste Tag mit der großen Rock Hard Familie zu Ende und wir freuen uns auf den Nächsten.

Samstag Nachmittag
Doro10Wir werden vom schweren doomlastigen Sound und der engelsgleichen Stimme von Jennie-Ann Smith & ihren Mannen von Avatarium begrüßt. Jennie sieht in Ihrem Rabengewand wunderschön aus. Der düster abgemischte Sound fährt herrlich in den Bauch. Ellenlage Soloparts bohren sich in die Ohren und der Bass + die Drums wummern wie Sau. Die Band war uns bisher unbekannt, wird aber nach diesem Auftritt mit Sicherheit in guter Erinnerung bleiben.
Als Nächstes fegt eine Abrissbirne durch das Amphitheater – treffende kann man Kataklysm nicht bezeichnen. Harte Kreissägen ähnlicher Gitarrensound, Hyperblast Drumparts, fettester Bass und Maurizios monströse Stimme lassen das Metalherz höher schlagen. Vor der Bühne gibt es kaum eine sichere Stelle. Hierbei lässt es sich unser Volker nicht nehmen und rennt mit Anlauf mitten in den gerade angestimmten Circle-Mosh-Wall of death-Pogo-Pit um am Ende des Gigs nach ein bisschen Crowdsurfing nass geschwitzt wieder am Rande Platz zu nehmen. Was für eine Partystimmung !!
Wesentlich ruhiger geht es dann bei Sanctuary zur Sache. Alles beginnt mit seichten Klängen, doch die Fans wissen was sie erwartet. Sie stürmen vor den Bühnenbereich und schon geht es ab. Die Gitarren heulen auf und der Schlagzeuger knüppelt los. Der Bass verpasst einem eine schone Bauchmassage – doch leider werden die Jungs nicht wirklich gut abgemischt. Das Schlagzeug und Bass sind perfekt – die Gitarren klingen leicht matschig und der Gesang geht in der Musik unter. Das ist wirklich sehr schade, doch gefeiert werden die Sanctuary natürlich trotzdem.
KreatorxDORO – Seit 31 Jahren steht Sie auf der Bühne und genau da gehört Sie auch hin. Der Livesound ist diesmal perfekt, es wäre auch zu schade, wenn man Ihre grandiose Stimme nicht richtig hören könnte. Sagenhaft welche Power aus dieser „zarten“ Frau kommt. Die Queen of Metal ist zwar mittlerweile schon ein bisschen älter geworden, aber das sieht man Ihr heute wirklich nicht an. Sie ist mit viel Spaß bei der Sache und gibt zusammen mit Ihrer Band alles um die Fans zufrieden zu stellen. Diese wissen es zu schätzen und singen jeden Song textsicher vom ersten bis zum letzten Ton mit. Einfach nur gelungen!
Als Headliner dieses Abends stehen nun Kreator auf der Bühne. Dazu schreibt Volker: Ich bin einfach überwältigt! Kreator im Ruhrpott – was will man dazu schon schreiben? Es ist ein Heimspiel und das wissen sie auch sehr gut zu nutzen. Mille und Co spielen sich die Seele aus dem Leib und gehen dabei ab wie Luzie. Das erwartet die Band aber auch von Ihren Fans und spornt sie immer wieder zu Moshpits und Circlepits im Ruhrpottstyle an. Dieses müsste Mille aber eigentlich gar nicht erst ansprechen, denn vor der Bühne tobt der Mob. Es gibt keinen einzigen Platz mehr an dem man sicher ist. Entweder man ist mittendrin, oder man zieht sich ganz schnell auf die Stufen zurück. Etwas anderes gibt es nicht. Dabei läuft aber alles ziemlich fair ab. Geht einer zu Boden, bildet sich drum herum sofort ein Kreis, bis derjenige wieder steht – und weiter gehts!  Die Bewegung hat bei dem Song Toxic Trace den absoluten Höhepunkt erreicht. Das Amphitheater  ist zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt und eine Hammer Stimmung breitet sich aus. Dieses war der zweite Tag.. bleibt nur noch einer..

Sonntag, der letzte Tag in Gelsenkirchen
Refuge5Rechtzeitig zu Refuge treffen wir ein. Angeblich stehen Peavy und seine alte Crew nun zum ersten mal seit langer Zeit auf der Bühne (hmm.. da hat wohl jemand den Gig an der Stennert vergessen ? 😉 Der Sound ist vor und auf der Bühne leider diesmal wieder wirklich schlecht abgemischt. Peavy hört sich selbst kaum und hofft die Töne richtig zu treffen. Das gelingt Ihm auch meißt, doch klingt er manchmal ein wenig nach Kermit dem Frosch. Nichts desto trotz rocken die Jungs wie Bolle und die Fans lieben sie.
Herrliche Gitarren eröffnen den Gig von Michael Schenkers Temple of Rock. Michael beweist von der ersten Sekunde an seine enormen Fähigkeiten an der Gitarre. Der Sound ist plötzlich auch wieder perfekt und jedes Instrument inklusive dem Gesang kommen wieder richtig zur Geltung. Absolutes Highlight ist der Song „Rock you like a Hurricane“ bei dem wirklich alles steil geht und jeder mitsingt. Man merkt der Band die Freude am Spielen an.
OK12Für uns ist die letzte Band des Tages OVERKILL.Die Band spielt zum zweiten Mal auf einem Rock Hard Festival. Immer wieder haben sich die Festival Besucher gewünscht, dass die sympathischen Musiker endlich wieder in Gelsenkirchen auftreten. Die ersten Töne erklingen und die Menge mutiert zu einer Welle, die dazu einlädt darüber hinweg zu surfen. Die Songauswahl könnte nicht besser sein. Diese sind aus so ziemlich allen Alben der Band zusammengewürfelt und gehen voll nach vorne. Bobby und D.D. grinsen die ganze Zeit und haben sichtlich Spaß der Menge eine ordentliche Portion Metal um die Ohren zu hauen. Zum Schluss wird, so wie es sich bei einer OVERKILL Show gehört, der Mittelfinger in die Höhe gehalten. Mit „Fuck you“ beenden Sie das heutige Set und wir verlassen mit einem ausgepowerten Nackenmuskel mit einer Super Laune das Festival.
Was für ein Wochenende! Es hat uns eine Menge Spaß bereitet und wir sind im nächsten Jahr mit Sicherheit wieder dabei

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