Wacken 2014

Wacken 2014

Wider Erwarten verläuft unsere Fahrt von Gelsenkirchen nach Wacken recht problemlos. Die Vermutung, dass wir einige Kilometer vor Wacken in einem Stau stecken bleiben würden, tritt zum Glück nicht ein. Wir fahren auf das Wackengelände. Erster Stop auf einem kleinen Parkplatz um im Pressezentrum unsere Tickets und Bändchen abzuholen. Alles ist super organisiert, sodass wir sehr zügig weiterfahren können.

Der VIP Presseparkplatz ist hoffnungslos überfüllt, also weichen wir auf den nächsten Park und Campingplatz aus. Dieses erweist sich in den nun folgenden Tagen als eine sehr gute Entscheidung. In der Nacht ist dort alles sehr ruhig und man schafft es sogar ein paar Stunden zu schlafen. Zelt aufbauen,dabei ein Bier trinken, Sachen ausladen, dazu ein Bier und schon geht es ab zum Festivalgelände, aber natürlich nicht ohne dabei ein Bier zu trinken.

Die Warteschlange zum Shuttlebus ist riesig, also entschliessen wir uns, den Weg über den Campingplatz zu Fuss zu laufen, hat auch einen riesigen Vorteil : dabei kann man dann endlich mal in Ruhe etwas trinken ! Dann nähern wir uns langsam dem Eingang des Festival Areals. Ab durch den Eingang..und schon stehen wir mittendrin.

Der erste Eindruck ist überwältigend. Schon häufig hat man Berichte übers Wacken gelesen und auch schon den einen oder anderen Livestream davon angesehen. Das es eine GROSSE Sache ist, war uns ja schon bewußt, aber es einmal mit eigenen Augen zu sehen, verschlägt einem den Atem! Es ist nicht nur groß, sondern riesig! Soweit das Auge reicht, sieht man ein buntes Treiben. Allein das innere Festivalareal hat eine Fläche von knapp 42000 qm.Hier befinden sich knapp 100 Stände die einen mit Leckereien jeglicher Art versorgen (dabei natürlich auch BIER) und an weiteren 300 Ständen wird Merchandise in rauhen Mengen angeboten. Im hinteren Bereich gibt es das Wackinger Village, dort gibt es mittelalterliche Zelte, einen Schwertkampfplatz und einen Endzeitbereich, dem Wasteland, das optisch einiges zu bieten hat.In diesen Bereichen befinden sich Möglichkeiten Armbrust- oder auch Bogenschiessen zu lernen, sich an einem mittelalterlichen Hau den Lukas zu vesuchen, sich Schmiedearbeiten der alten Zeit anzusehen, oder einfach an einem Lagerfeuer zu chillen. Überall sieht man gut gelaunte Leute in einem friedlichen Miteinander. Und das hält auch für die nächsten Tage an.Ohne nennenswerte Zwischenfälle geht das Festival über die Bühne.
Die Sonne verbreitet während der ganzen Zeit eine extreme Hitze, doch auch dafür hat sich der Veranstalter etwas einfallen lassen. Klar.. es gibt an jeder Ecke Getränke zu kaufen, doch mitten auf dem Gelände wurde ein langes Becken mit kalter Frischwasserversorgung aufgestellt. Jeder kann sich dort Kostenfrei bedienen, dass Wasser genießen, oder sich einfach damit begiessen, um sich ein wenig abzukühlen.

Das nette Personal des Bierstandes neben der Partystage bieten sogar eine noch bessere Erfrischung. Am laufenden Band wird Eiswasser aus einem Behälter geholt und willige Festivalbesucher werden damit übergossen. Das macht einen Heidenspaß und so bilden sich zeitweise sogar richtige Schlangen davor.

Tja.. was gibt es sonst noch Tolles zu berichten… ach ja ! Bands spielen dort ja auch noch ! Aufgrund der Vielzahl an Bands (Auf insgesamt 8 Bühnen treten in den 4 Tagen über 150 Bands auf!) können wir natürlich leider nicht über alle berichten, deswegen haben wir hier eine kleine Auswahl an Liveberichten.

Steel Panther liefern mit „Pussy Wet“ direkt als erstes einen riesigen Partyhit.Vor der Bühne werden die Bierbecher erhoben und die Megaparty entbrennt. Supergut gelaunt, stehen die Hairpray Rocker auf der Bühne ihren Mann… und dafür möchten sie natürlich auch die Anerkennung ihrer weiblichen Fans sehen.  Michael Starr ruft einmal kurz „Show us your Tits“ und schon entblößen die Girls reihenweise Ihre Oberkörper. Das ist ein netter Anblick, der die Band zu Höchstleistungen anspornt. Glamrock pur mit jeder Menge Rockstarattitüden. Ein Gitarrensolo jagt das andere, die Musik und der Gesang sind einfach nur genial. Dabei steht die ganze Zeit der Spaß im Vordergrund.

Später am Abend treten Accept auf die Bühne. Harter rockiger Gitarrensound beißt sich durch die Boxen, die Drums sind trotz des gemäßigtem Tempos sehr druckvoll. Sänger Mark Tornillo hat seine Stimme und auch das Publikum ständig fest im Griff. Die seit 1970 (!) bestehende Band liefert ein solides Set.
Freitag ! Chtonic eröffnen den heutigen Festivaltag mit einer wahren Abrissbirne! Kaum betreten sie die Bühne, wird es verdammt heiß. Zum einen massiert einem der heftige Druck aus den Boxen kräftig die Magengegend, die Sonne knallt wie verrückt vom Himmel und zum anderen ist die Bassisten dieser Truppe auf ihre gefühlstote Art und weise noch präsenter als die Sonne. Freddy giftet und keift in einer Tour, die Musiker (inclusive Background Musiker mit klassischen Instrumenten ) bringt eine Super Stimmung rüber und lockt direkt zu früher Morgenstunde eine Menge Leute in das Festival Field . Ihre Mischung aus Death/Blackmetal und orientalischen Klängen weiß wirklich zu überzeugen.

Hellyeah sind die nächste wirklich überzeugende Truppe. Der neue, sehr Pantera lästige Sound steht der Band und geht richtig gut nach vorne. Hierbei sind Chad Grey mit seiner mächtigen Bühnenpräsenz und der unendlich spielfreudige vinnie Paul an seinen Drums besonders hervorzuheben. Die Meute vor der Bühne lässt sich von der geballten Power mitreißen und startet eine richtige Hellyeah Party. „Warum sind wir hier ?“ fragt Chad Gray die anwesenden Metalheads: „richtig .. Weil wir anders sind als andere . Der Mann rechts mag die Frau zu seiner linken nicht kennen, aber sie sind Beide für eine wichtige Sache hier .. Den Heavy Metal zu promoten und zu leben… Eine Musik, die alles andere als „normal“ ist .. Und normal möchte hier wirklich niemand sein.“ Leider schwächt das Set nach der ersten Hälfte ein wenig ab, da die richtigen Powersongs bereits gespielt wurden. Alles in allem ist es aber ein wirklich geiler Gig .

Noch heftiger geht es dann mit Heaven Shall Burn weiter. Was für eine Soundwand ! Zum jetzigen Zeitpunkt muss ich sagen , dass ich bezweifele, das heute irgendeine Band diese Power noch einmal toppen kann . Mit „Voice of the voiceless“ geht das Publikum mal so richtig ab.. Alles ist in Bewegung! Die Band spielt eine perfekten Gig .. Und Sänger Marcus steht die ganze Zeit mit einem breiten Grinsen auf de Bühne .. Er hat sichtlich Spaß .. Und bietet an, in der Nacht auf dem Zeltplatz mal in dem einem oder anderen Zelt auf ein Bier vorbeizuschauen um Wacken so richtig abfeiern zu können .Der Gig von HSB bleibt von Anfang bis Ende so druckvoll und endet mit einen der stärksten Songs bisher : Valhalla.

Minimal ruhiger, dafür umso thrashiger geht es mit Children of Bodom weiter. Spitzen Sound und ein paar richtig fette Blastbeats. Die Gitarrensolos (vor allem die Doppelstimmigen) gehen richtig gut ins Ohr. Die für den heutigen Tag gewählten Songs sind durch die Bank weg sehr melodiös und werden richtig gut dargeboten.  Irgendwann wird die Frage in die Menge gerufen, ob sie mehr härtere Songs wollen… dieses wird sofort Gröhlen bejaht.. und ab geht die Luzie! Mittlerweile ist es rappelvoll auf dem Gelände ..  es gibt kaum noch ein durchkommen .. Wacken eben !

Auf ganz andere Werte setzen im Anschluss die Leute von Apocalyptica. Die riesige True Metal Stage ist bis zum Rand mit Musikern gefüllt. Die Stammmusiker haben sich zum ersten Mal auf einem Festival zusätzliche Unterstützung durch ein komplettes Orchester auf die Bühne geholt. Sanft beginnt das Set mit leisen Streichern um sich immer weiter in die härtere Gangart zu steigern. Immer wieder findet dieser Wechsel statt und somit wird es niemals langweilig. Die Band präsentiert sich teils ruhig, auf Stühlen sitzend und manchmal Wild mit den Cellos über die Bühne springend.Nach einer kurzen Pause geht es mit einem Urgestein der Metalgeschichte weiter. Mötorhead geben sich mal wieder die Ehre, die wackener Bühne zu betreten. Lemmy wirkt zwar schon etwas gesünder als im letzten Jahr, ist aber sichtlich immer noch leicht angeschlagen. Seine Stimme ist immer noch etwas leiser, als man es von ihm gewohnt ist. We are Motorhead and we Play Rock’n’Roll ! Mit diesen Worten eröffnen sie ihr knapp 1 Stunde langes Set. Es werden so ziemlich alle Highlights ihrer 39 Jahre langen Karriere gespielt und so verlassen die hartgesottenen Fans mit einem breiten Grinsen das Areal. Als nächstes schlagen Slayer ihre thrash Wand direkt in die Gesichter der Fans. Nachdem ich Slayer bereits dreimal gesehen habe und sie dabei leider ihr Set recht unmotiviert runterspielten, werde ich am heutigen Abend überrascht. Die songauswahl ist genial, die Band motiviert und fast fehlerfrei in ihrem spielerischen können. Rain in blood , South of Heaven .. Und weitere Hits der Band treffen bei den Zuschauern direkt ins Schwarze und diese lassen ihrerseits auch die Sau raus.

Kurz danach wird es düster.. Der König betritt die Bühne, die zu diesem Zeitpunkt einer Theaterkulisse gleicht. Ein riesiger friedhofszaun trennt während der ersten Songs die Band von ihrem Publikum. Die theatralische Vorstellung ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Grandma besucht des öfteren die Bühne, bis sie zum Schluss endlich in einen riesigen Sarg verbrannt wird. Für mich ist Sabbat ( aus der Mercyful Fate Zeit) der stärkste Song des Abends. King Diamond trifft mit seinem hohen Kopfgesang jeden Ton genau und wird dabei zeitweise von einer Backroundsängerin unterstützt. Die Mitmusiker an diesem Abend sind Spitzenklasse. Besonders der Gitarrist Andy LaRocque zeigt Glanzleistungen. Nach einer leicht überzogenen Spielzeit von knapp anderthalb Stunden wird man vor der Bühne mit einer Menge Eindrücken zurückgelassen, die man im Nachhinein erst einmal richtig verarbeiten muss.

Richtig Oldschool geht es dann mit WASP weiter. Blacky Lawless reizt die Bühnenerfahrung vieler Jahre bis zum Limit aus. Selbst zu dieser späten Stunde (es ist mittlerweile 2 Uhr) schafft er es mit seinen musikalischen Begleitern und Hammer Hits wie Wild Child , Love Maschine und Gonna be somebody das Publikum vor die Bühne zu ketten. Um 3 Uhr ist es dann geschafft, ein weiterer Festival ist rum,doch die Party ist noch bis in die frühen Morgenstunden zugange.

Samstag Mittag .. Es ist 12 Uhr .. Das Festival infield ist Rappel voll! Arch Enemy stürmen die Bühne im wahrsten Sinne des Wortes. Seit Angela Gossow die Band verlassen hat, steht nun die Sängerin Alissa White-Gluz an der Front der Melodic Deather! Nachdem ich diesem Wechsel anfangs eher skeptisch gegenüber stand, wurde ich bereits mit der neuen CD War Eternal eines besseren belehrt. Alissa ist stimmlich noch wesentlich flexibler als Angela und klingt teilweise noch ein ganzes Stück aggressiver. Der Auftritt ist fast unbeschreiblich, musikalisch perfekt bis ins kleinste Detail. Harte Riffs, Blastbeats und der aggressive Gesang von Alissa Paaren sich mit den einfühlsamen, sehr verspielten Melodien. Der neue Hit „War Eternal“ wird vom Publikum mit einer riesigen Begeisterung aufgenommen, sowie natürlich auch die altbewährten Gassenhauer der Band. Ein cirlepit nach dem anderen wir gestartet. Die Menge ist in ständiger Bewegung. Das ist definitiv schon ein riesiges Highlight am Anfang des letzten Tages.

Knall auf fall geht es mit schmutzigem Ruhrpott Thrash weiter. Sodom eröffnen das Set mit Agent Orange und ziehen damit sofort alle vor die riesige True Metal Bühne.  Mit Outbreak of evil bringen sie die Nackenmuskeln der Fans auf Hochtouren. Onkel Tom Angelripper ist sichlich gut gelaunt und das springt auch auf den Rest der Band über. Es macht einfach immer wieder Spaß dieser Band bei ihrem Handwerk zuzusehen.

Später am Nachmittag geht es mit Amon Amarth weiter. Die Soundwand baut sich ähnlich wie am Tag zuvor bei Heaven shall Burn auf. Druckvoller sehr melodiöser Viking Metal peitscht um die Ohren. Circle pits und Crowdsurfing überall. Das gesamte Gelände ist wieder mächtig gefüllt. Sehr spielfreudig hauen die Jungs einen Hit nach dem anderen raus. Aus der Bühne ragen zwei riesige Drachenköpfe die von Zeit zu Zeit Nebelwolken ausspeien. Es ist eine wahre Wonne Johan Hegg dabei zuzusehen, wie er die Fans zu weiteren Meisterleistungen anspornt.

Am frühen Abend kommt dann der Top Act Megadeth auf die Bühne. Dave Mustaine wirkt im ersten Moment grimmig wie eh und je, doch dann scheint er sichtlich von den überwältigenden Reaktionen  der Fans begeistert zu sein. Mit einem Lächeln im Gesicht und durch die Bank weg vernünftigen Ansagen zieht er eine beeindruckende Show durch. Als erstes knallt Holy Wars durch die Boxen und das ist ein perfekter Einstieg.Weitere Hits wie z.b. Skin o m teeth, Tornado , she Wolf , Trust , King Maker sowie der krönende Abschluss Hangar 18 führen durch die vielen Alben der Bandgeschichte. Dave Ellefson, Shawn Drover und Chris Broderick sind meiner Meinung nach die beste Bandbesetzung seit der Rust in Peace CD. Sie geben einfach alles und legen dabei eine Spielfreude an den Tag, die teilweise sogar noch die der anderen Bands toppt.Auf geht es für uns zum Endspurt.. und das kann man wörtlich nehmen. Fleshgod Apocalypse sind die letzte Band auf meiner „must see“ Wunschliste. Kaum schnuppern sie die Bühnenluft, gibt die Band auch schon Vollgas. Sie spielen sich durch Highspeed Songs, als würde es kein Morgen geben. Die Hände der Gitarristen bewegen sich teilweise so schnell, das man sie nur noch schemenhaft erkennen kann. Was für eine Power !

So .. nun geht es auf die Heimreise. Wir sind geschafft, müde, schmutzig.. aber vor allem auch eins : Glücklich ! Es war ein riesen Spaß ! Für die einen ist Wacken DIE Partymöglichkeit, für die anderen DAS größte Metalereignis der Welt.

Sicher ist eins .. auch nächstes Jahr gibt es wieder WACKEEEEEN!

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